Trimmen?!




Bei fast allen Terrier- und auch etlichen anderen Rassen ist das Trimmen ein fester Punkt in der Pflege des Hundes. Egal ob Fox, Irish, Airedale, Schnauzer oder Mixe der verschiedenen Rassen - alle sehen mit getrimmtem und gepflegtem Fell wesentlich besser aus als ohne.

Erbse im "Wischmop"-Outfit
Erbse im "Wischmop"-Outfit

Bei allen Rassen, denen das Deckhaar nicht von alleine durch den Fellwechsel herausfällt, kommt irgendwann unweigerlich der Zeitpunkt, an dem die Hunde strubbelig, zottelig und verwildert aussehen, das Fell steht in alle Himmelsrichtungen ab, wirkt strähnig oder fettig. Spätestens dann - besser aber schon weit vorher - muss das alte und tote Haar herausgezogen werden.

Dieser Vorgang, bei dem man entweder zwischen Daumen und Zeigefinger oder zwischen Daumen und Trimmesser das tote Haar festklemmt und in Wuchsrichtung sachte aus dem Fell zieht, wird als "Trimmen" bezeichnet. Vor der Erklärung des eigentlichen Trimmens am Hund erst noch ein kleiner Exkurs in den Aufbau des rauhaarigen Hundehaars ...

 

Beim Menschen wächst aus einem einfachen Haarfollikel ein einzelnes Haar heraus. Beim Hund sind es mehrere zusammengesetzte Follikel, die in einen Schaft münden und aus dem je nach genetischer Veranlagung bis zu fünf Deckhaare und bis zu 20 feine und dünne Unterhaare wachsen. Das Haar des Hundes durchläuft drei Wachstumsphasen:

In Phase 1 wächst das Deckhaar kräftig und zügig aus der Wurzel heraus bis zu einer bestimmten genetisch vorgegebenen Länge.

Phase 2 ist eine Ruhephase, in der das Längenwachstum zum Stillstand kommt.

In Phase 3 beginnen schon wieder neue, frische Deckhaare aus dem Follikel hervorzustoßen. Sie drängen das alte Haar aus dem Follikel heraus, der Hund haart! Beim rauhaarigen Hund bleibt das alte Haar allerdings in dem Follikel stecken und wächst weiter, obwohl es am Ansatz schon keine Farbe mehr aufweist. Dieses eigentlich schon tote Haar kann durch das Trimmen leicht herausgezogen werden. Versuchen Sie es bei Ihrem rauhaarigen Hund selbst einmal: Nehmen Sie einige Haare zwischen Daumen und Zeigefinger, zupfen Sie in Wuchsrichtung und Sie werden feststellen, dass das tote Haar Ihnen fast schon von selber entgegenkommt. Leider verhindert das abgestorbene Haar aber das zügige Wachstum neuer, frischer Deckhaare. Sie wachsen zwar nach, aber relativ langsam.

 

Für ein schönes Endergebnis ist der richtige Zeitpunkt des Trimmens sehr wichtig. Trimmt man zu früh, d.h., noch in Phase 1, in der das Fell noch im Wachstum begriffen ist, zieht man Deckhaar heraus, das noch gar nicht die endgültige Länge erreicht hat. Der Hund weist keine geschlossene Decke aus festen Deckhaaren auf, da ein Teil ja entfernt wurde.

Bacardi im "Unterhemdchen"
Bacardi im "Unterhemdchen"

Viel krasser ist es, wenn man zu spät trimmt, zu einem Zeitpunkt, wenn das komplette Deckhaar abgestorben ist und das frische, nachwachsende Haar dadurch keinen Platz hatte, zu wachsen. In dieser Phase gibt es keine Kompromisse mehr, alles Deckhaar muss herunter, um ein einheitliches Aussehen zu bekommen. Dadurch trägt der Hund nur noch die Unterwolle, sein Unterhemdchen sozusagen.

Der optimale Zeitpunkt zum Trimmen ist also die Ruhephase, in der das Fell die Originallänge erreicht hat und die Wurzeln nicht mehr fest in der Haut stecken - ca. 10 bis 12 Wochen nach dem letzten Trimmen. Wenn man das Fell gegen den Strich bürstet, sieht man deutlich, dass ein Teil der Haare länger über die anderen heraussteht. Die müssen entfernt werden. Trimmt man nun dieses längere und abgestorbene Fell heraus, bleiben die neuen Deckhaare stehen, die jetzt eine optimale Länge haben und eine gleichmäßige feste Decke aus harschem und festem Fell bilden. Erbse zeigt z.B. beim völligen Abtrimmen bis auf die Unterwolle viele Forellenflecken. Nach 10 bis 12 Wochen sind diese kleinen Flecken durch das nachwachsende Deckhaar nur noch schwach zu sehen.

 

Zur Verdeutlichung unten ein Bild von Erbse beim Nachtrimmen 10 Wochen nach dem "Unterhemd" ;-). Man sieht deutlich, dass rechts von der gezackten Linie getrimmt wurde. Das Fell liegt fest, dicht und gleichmäßig an, trotz Trimmen sieht man keine Forellenflecken. Links dagegen stehen die bereits wieder zu lang gewachsenen Haare nach außen ab, beginnen sich zu teilen. Das Fell am Hals und an der Schulter ist dicht und man sieht schon wieder einen Kragen-Ansatz. Würde man jetzt nichts tun, dauerte es nicht mehr lange und Erbses Fell sähe strähnig und zottelig aus.

 

 

Bei regelmäßiger Wiederholung in der Ruhephase des längsten Haares hat der Hund eigentlich immer ein gleichmäßiges und gepflegtes Fell, das man auch als "Roalling Coat" bezeichnet. Natürlich muss man dafür alle 10 - 12 Wochen wieder "Hand anlegen", ein bisschen mehr Zeit als üblich investieren. Aber durch das permanente Nachtrimmen fällt auch nicht viel Fell an, so dass die ganze Prozedur auch nicht lange dauert.

 

Ist aber die Optik das eigentliche Kriterium, ob ich meinen Hund trimme oder nicht? Außer den deutlichen Vorzügen für das Auge (es ist manchmal überraschend, was für ein Hund eigentlich unter all dem Fell steckt!!!!) bewirkt das Trimmen aber noch Folgendes:

 

1. Die Haut des Hundes wird ordentlich durchlüftet, kann sozusagen mal richtig durchatmen. Selbst wenn Sie das Runtertrimmen nicht möchten, tut es Ihrem Hund gut, wenn durch das gründliche Auskämmen mit Coat King und Furminator alle tote Unterwolle entfernt wird. Kommt genügend Luft an die Haut, bekommt der Hund auch keine Schuppen.

2. Dass der Hund sich nach dem Trimmen nicht mehr so häufig kratzen muss, ist ein weiterer Vorteil. Die abgestorbenen Haare, die noch in der Haut stecken, pieksen den Hund, als ob er in einem juckenden Pullover oder in einer kratzenden Strumpfhose stecken würde. Jeder, der einmal selber so ein Kleidungsstück getragen hat, weiß, was ich meine.

3. Ihr Hund riecht auf einmal viel frischer - kein Witz!!! Die abgestorbenen Haare riechen im Laufe der Zeit schon etwas muffig - selbst wenn der Kromi vom typischen Hundemief meilenweit entfernt ist. Aber nach dem Trimmen riechen die Hunde richtig gut, ganz neutral gut ... versuchen Sie es einmal, dann werden Sie mich verstehen ;-).

4. Zecken und anderes Ungeziefer findet man auf einem getrimmten Hund um Längen schneller als in dichtem Wuschelfell - logisch. Auch wenn das wirklich das letzte aller Argumente sein sollte, von Vorteil ist es auf jeden Fall!

5. Last, but not least - die Farbe und die Qualität des Fells: Regelmäßig getrimmtes Fell hat seine Originalfarbe, kräftig und nicht wie ausgewaschen. Zu altes Fell ist unter Umständen schon bis zur Hälfte farblos. Teilen Sie einmal das dichte Rückenfell Ihres Hundes und sehen Sie nach. Ist es am Ansatz schon farblos, ist es tot - basta! Dann muss es raus. Das nachwachsende Haar kommt ja wieder mit frischer Farbe aus dem Follikel heraus und die Flecken wirken viel dunkler und kräftiger. Tja, und die Qualität bzw. die Festigkeit des Haares leidet natürlich, wenn alles in der Haut stecken bleibt. Abgestorbenes Fell wird ja nicht mehr richtig versorgt, wird im Laufe der Zeit weich und dünnt irgendwie aus. Es saugt sich schneller voll Wasser und trocknet anschließend auch langsamer.